So sollte mein Angebot eigentlich heißen. Rote Nähte. Aber wie das mit dem Wörtchen „eigentlich“ so ist, heißt es jetzt anders. Natürlich steckte dahinter eine Idee. Wenn etwas kaputt geht, neigen wir in unserer heutigen Wegwerfgesellschaft sehr schnell dazu, es einfach … wegzuwerfen. Es kann in den meisten Fällen aber auch repariert werden. Als also meine innig geliebte Jogginghose zu viele Löcher aufwies, beschloss ich, sie nicht wegzuwerfen, sondern zu nähen. Und wenn man es sowieso sieht, dass die Hose genäht wurde, warum dann nicht gleich Farbe bekennen. Gedacht, getan. Der Faden war knallrot.
Was hat das mit meinem Angebot zu tun? Ein Kleidungsstück, wenn es alt und kaputt ist, kann ich prinzipiell schon wegwerfen, mich selbst aber nicht. Vieles im Leben, auch in der Arbeit, hinterlässt seine Spuren. Manchmal auch Wunden. Und diese kann man „reparieren“.
Schon höre ich es: Stell dich nicht so an, so schlimm ist es doch gar nicht. Oder: Ich muss aber, es geht nicht anders. Oder wie in meinem Fall, ich bin nur etwas kaputt und schlafe nicht so gut, das wird schon wieder. Wurde es aber nicht, nicht von allein.
Man kann es reparieren. Dafür muss man es zunächst aber akzeptieren, d.h. ehrlich zu sich selbst sein. Je offener und selbstbewusster man damit umgeht, desto eher stellt sich Erfolg ein. Zeit braucht es trotzdem. Und oft auch jemanden, der einem hilft.
Und der rote Faden? Nun, der selbstbewusste Umgang. Es ist nicht schlimm, wenn „die Anderen“ sehen, dass etwas kaputt ist oder war. „Die Anderen“ sind im Übrigen völlig egal. Ist es nicht vielmehr so, dass wir denken, dass „die Anderen“ denken, dass das so nicht in Ordnung ist, wir aber gar nicht wissen, was „die Anderen“ denken. Es sind nur wir. Es ist nur in unserem Kopf. Denn letzten Endes geht es um mich als Mensch. Ich darf an mir arbeiten, ich darf meine innere Einstellung verändern, mir darf es gut damit gehen. Und wer damit nicht klarkommt, nun ja, der hat halt ein Problem. Natürlich heißt das, Entscheidungen zu treffen. Wichtig ist dabei die Erkenntnis, dass ich nur bei mir selbst etwas ändern kann, nicht bei „den Anderen“. Also geht es darum: was möchte ich, was kann ich, was tut mir gut, was sind meine Ziele, wie möchte ich sein. Nicht zu verwechseln mit: wie möchte ich wahrgenommen werden, denn dann bin ich wieder bei „den Anderen“, nicht bei mir.
Ein kleiner Diskurs zum Thema Authentizität, welcher in diesem Zusammenhang angebracht erscheint. Ein Dank an meine Schwester, die mich darauf hingewiesen hat. Ich sein, authentisch sein, bedeutet nicht, dass ich über Leichen gehen und meiner Umwelt alles zumuten darf. Der alte Fritz hat mal gesagt: „In meinem Staate kann jeder nach seiner Fasson selig werden.“ Ich ergänze, solange er Niemandem damit Schaden zufügt.
Aber wenn ich mit einer rot genähten Jogginghose am Sonntag spazieren gehe, Entschuldigung Mama, dann schade ich niemandem damit. Und wem es nicht gefällt, dem sage ich: „Das ist verdammt nochmal dein Problem, nicht meins.“