So lautet der Titel des Buches, das ein jeder junger Mensch in DDR-Zeiten zu seiner Jugendweihe verabreicht bekam. Ich habe es nie gelesen.
Was ich gelesen habe, ist ein Interview mit Markus Gabriel, einem sehr jungen Philosophieprofessor, in der Galore vom Februar 2015. Unter anderem steht da: „Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst. Man darf nicht glauben, dass Sinnsuche ein Ziel oder ein Ergebnis hat. Man muss verstehen, dass es keinen Sinn geben kann, bei dem man ankommt.“
Und auf die Frage, warum wir dann so vehement danach suchen, antwortet er, es sei ein Zeichen unserer Freiheit. „Wir sind nicht einfach da, wie der Mond da ist und die Berge und die Steine. Während wir da sind, fragen wir uns: Was soll ich tun und warum mache ich das? Wir brauchen immer einen Grund für etwas.“
Aber es ist doch wichtig, einen Grund dafür zu haben, dass man etwas tut oder eben nicht tut? In unserer geordneten Gesellschaft anscheinend schon. So sind wir sozialisiert worden. Hypothese: Wir brauchen die Gründe zur Rechtfertigung für unser Handeln, wenn wir z.B. etwas tun, von dem wir wissen, dass es einem anderen nicht gefällt oder gar einem selbst nicht gefällt.
Einfach mal etwas ganz ohne Grund tun, weil man es fühlt, weil man es weiß, weil man sich nicht zurückhalten mag. Aber die lieben Gründe: Vorteile, Vergnügen, Angst, Langeweile, Hunger, die Auswahl ist unendlich. Und gerade deshalb sind wir skeptisch gegenüber Menschen, die auf die Frage, warum sie dies oder das gerade tun, antworten, sie wüssten es nicht, einfach nur so.
Hypothese: Wenn man etwas tut, ohne einen vorgefertigten Grund dafür zu haben oder ohne einen Grund dafür zu suchen, ist man näher am Sein. Was macht es uns so fast unmöglich, einfach nur zu sein? Konventionen. Erwartungen. Konsequenzen. Verletzlichkeit. Auch diese Aufzählung ließe sich unendlich fortführen.
Markus Gabriel rät zur freien Sinnsuche oder was Kant „das freie Spiel der Einbildungskraft“ nennt. Dazu gehört z.B. das eigenständige Denken. Nicht die Übernahme der Meinungen anderer.
Das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen, führt, so Kant, zur Unmündigkeit, welche auch noch selbstverschuldet ist, wenn man nicht den Mut aufbringt, eigene, von anderen unabhängige Gedanken zu entwickeln.
Sind wir unmündig geworden? Leben wir, wie andere es uns sagen, Medien es uns suggerieren, die Gesellschaft erwartet? Was ist also der Sinn unseres Lebens? Leben.