Hier ist nichts los. Immer die gleichen Wege. Immer die gleichen Leute. Immer alles gleich, langweilig. Es braucht eine Veränderung. Ganz schnell. Eine neue Wohnung, neue Leute, irgendetwas Aufregendes. Da muss einfach mehr sein als nur Vieselbach.
Aber … Vieselbach ist überall. Hypothese: Ganz egal, wo ich hingehe, ich nehme mich immer mit. Und sei es nach Südamerika. Andere Menschen, andere Sprache, andere Lebensweise, alles neu. Am Anfang ist es bezaubernd, herausfordernd, energiegeladen, exotisch, bereichernd, aufregend. Nach ein paar Monaten jedoch fühlt es sich an wie … Vieselbach. Es sei denn, man landet in einer Millionenmetropole, in der es jeden Tag etwas Neues zu bestaunen gäbe. Millionenmetropolen haben allerdings den großen Nachteil, dass sie sehr teuer oder sehr gefährlich, meistens sogar beides sind.
Zurück nach Vieselbach. Es ist durchaus weniger komplex als gedacht. Wir neigen dazu, unser eigenes Wohlbefinden von anderen Menschen und anderem Drumherum abhängig zu machen. Das wunderschöne Häuschen mit dem verwunschenen Garten, die Omi von nebenan, die einem immer mal ein Stück vom frisch gebackenen Kuchen bringt, der Dorfverein, in dem sich alle engagieren und die besten Freunde sind. In 10 Minuten ist man in der Stadt für Shopping, Kultur und Genüsse aller Art. Der Job passt, das Gehalt auch, also warum habe ich trotzdem das Gefühl, dass mir etwas fehlt?
Nun ja, das sind alles schlicht und ergreifend Abhängigkeiten und wer möchte schon abhängig von etwas sein. Es gibt, gänzlich unironisch gemeint, sehr viel schlaue Literatur, die immer wieder zu dem Punkt kommt, dass die einzig wahre Veränderung nur in einem selbst stattfindet. Es ist die eigene innere Einstellung zu den Menschen, den Dingen, den Herausforderungen, den Erfolgen, dem Wetter.
Oh Wonder singen in ihrem Song „Say Something“, dass niemand dich so gut kennt, wie du dich selbst, niemand dich so sehr braucht, wie du dich selbst, niemand dich so verletzt, wie du dich selbst, und wen du denn hier eigentlich verarschen willst.
That`s it. Menschen, die mit sich selbst im Frieden sind, verlassen selten den Ort, an dem sie leben. Sie besitzen auch nicht viel, um dass sie sich dann sorgen müssten. Sie haben nicht diese gesteigerten Ansprüche an Essen, Sex und sonstige Amüsements, welche einem sehr oft von außen suggeriert werden. Vielleicht rauchen sie ab und an mal ein Pfeifchen.
Wie wäre es also damit, aufzuhören, sich selbst zu verarschen, egal ob in Vieselbach oder sonst irgendwo auf dieser Welt.