Stefan

Thelonious Monk. Ein großes Poster des Jazz-Musikers hing in seinem Büro. Auf der Trauerfeier wurde sein Stolz über eine äußerst umfangreiche Plattensammlung erwähnt, ebenso wie sein Hang zu Kultur, Wein und Fußball. Aber vor allem sein ebenso eloquenter wie unerbittlicher Kampf für mehr Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft. Er ist so gestorben, wie er gelebt hat, wenn man den Redner*innen folgt, bei der Rettung eines anderen Menschen. Es klingt nach Hollywood, ist es aber nicht. Es ist unfassbar und unfassbar traurig. 

In der Schlange am Eingang zum Ort der Trauerfeier fragen Touristen, ob denn eine Persönlichkeit gestorben sei. Die Umstehenden schauen sich an und nach einem kurzen Moment kommt die Antwort. Ja, stimmt, er war eine Persönlichkeit. Für mich war er das aber nicht wegen seiner gesellschaftlichen oder dienstlichen Position oder seines Bekanntheitsgrades, sondern wegen seiner Persönlichkeit. Charismatisch, charmant, überaus intelligent, offen, sprachgewandt, herausfordernd, verletzlich, klar, mit Rückgrat und zudem noch unverschämt gutaussehend, wie einer der Redner unumwunden preisgab. 

Kurz vor seinem Tod trafen wir uns auf eine Limo in der Sonne, er wie immer schwarz gekleidet, ich etwas bunter, er zeigte mir sehr deutlich seine Wertschätzung, ich wünschte ihm einen ganz wunderbaren Urlaub und wir umarmten uns zum Abschied. Am Abend desselben Tages schrieb er mir noch eine Nachricht: „Ich bin gespannt und freue mich darauf. Dir auch eine gute Zeit und viel Spaß beim Auerworld! Ich werde berichten, wenn ich wieder da bin.“ Er ist nicht mehr da und ich kann die Nachricht einfach nicht löschen. Ich möchte ihn und alles, was ihn ausgemacht hat, präsent haben. Es mag komisch klingen, aber diese Präsenz gibt mir unheimlich Kraft. 

Lieber Stefan, es ist ein Geschenk, dass sich unsere Wege gekreuzt haben. Wir sehen uns auf jeden Fall wieder und dann trinken wir eine Flasche guten Weines, lästern ein wenig, geben uns dem Philosophieren hin, revolutionieren dabei die Gesellschaft und lauschen der Musik von Thelonious Monk. 

Bis dahin. 

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