Vom Opfer zur Verantwortung: Wie Führungskräfte mit Selbstviktimisierung umgehen können
In der Führungsarbeit begegnet man immer wieder Menschen, die sich in neuen oder schwierigen Situationen reflexartig in die Opferrolle begeben. Sie sehen sich als nicht fähig, fremdbestimmt und von äußeren Umständen abhängig. Für Führungskräfte stellt sich die Frage: Wie geht man konstruktiv mit solchen Haltungen um, ohne in Mitleid zu verfallen oder in Konfrontation zu geraten?
Was steckt hinter der Opferhaltung?
Die Opferrolle ist oft ein Schutzmechanismus. Sie kann aus Unsicherheit, mangelndem Selbstwertgefühl oder der Angst vor Verantwortung entstehen. Wer sich als Opfer sieht, muss keine Entscheidungen treffen – und kann sich vor möglichen Fehlern oder Kritik schützen.
Doch diese Haltung ist nicht nur hinderlich für die persönliche Entwicklung, sondern auch für die Zusammenarbeit im Team. Sie blockiert Eigenverantwortung, Innovationskraft und lösungsorientiertes Denken.
Was Führungskräfte tun können
1. Klarheit schaffen – ohne zu verurteilen
Statt die Opferhaltung zu kritisieren, hilft es, sie zu spiegeln. Fragen wie:
„Was genau hindert dich daran, aktiv zu werden?“ oder
„Was wäre dein Anteil an einer möglichen Lösung?“
regen zum Nachdenken an und fördern Selbstreflexion.
2. Verantwortung fördern – Schritt für Schritt
Menschen in der Opferrolle brauchen oft kleine, klare Schritte, um wieder ins Handeln zu kommen. Führungskräfte können helfen, indem sie Verantwortung dosiert übertragen und Erfolge sichtbar machen.
3. Grenzen setzen – mit Empathie
Wer dauerhaft in der Opferhaltung verharrt, kann das Teamklima belasten. Hier braucht es klare Grenzen: Verständnis ja, aber keine Entschuldigung für chronische Passivität. Führung bedeutet auch, Erwartungen zu formulieren und Konsequenzen transparent zu machen.
4. Ressourcen stärken – statt Probleme wälzen
Ein ressourcenorientierter Blick hilft: Was kann die Person gut? Wo hat sie bereits Herausforderungen gemeistert? Der Fokus auf Stärken statt Schwächen kann helfen, das Selbstbild zu verändern.
5. Vorbild sein – durch eigene Haltung
Führungskräfte, die selbst Verantwortung übernehmen, Fehler offen reflektieren und lösungsorientiert agieren, schaffen ein Klima, in dem Opferhaltungen weniger Raum bekommen.
Fazit
Die Opferrolle ist (meist) kein Charaktermerkmal, sondern ein Verhalten – und damit veränderbar. Führungskräfte können durch Klarheit, Empathie und konsequente Förderung von Eigenverantwortung dazu beitragen, dass Menschen aus der Passivität herausfinden und sich als Gestalter ihres beruflichen Alltags erleben.