Fachkräftemangel, Generationenkonflikt und andere Unannehmlichkeiten

Besteht nicht die Gefahr, dass Mitarbeiter*innen, welche mein Coachingangebot wahrnehmen, die Entscheidung für sich treffen, etwas anderes zu tun und das Unternehmen zu verlassen? Nun, das ist nicht auszuschließen.

Diese Gefahr besteht jedoch vor allem in unseren Köpfen, weil unsere Vorstellungen von Arbeit und Führung immer noch ziemlich antiquiert sind. Ja die Fachkräfteproblematik und die ganze Arbeit, da klammern wir uns doch unbedingt an das, was wir haben. Noch gibt es die Mitarbeiter*innen, die aufgrund ihrer Sozialisation in dieser Struktur entweder funktionieren oder einfach nur durchhalten. Das ist aber mittelfristig nicht gesund für den einzelnen Menschen und im Endeffekt auch nicht zuträglich für den Erfolg des Unternehmens. Präventiv zu agieren, ist also ein guter Ansatz. Was zudem gern außer Acht gelassen wird, ist die Tatsache, dass gesundheitsbedingte Ausfälle natürlich Geld kosten, aber vor allem das Arbeitsvolumen auf andere Schultern, oft die des nächsten Vorgesetzten, verschieben.

Die Gesundheit seiner Mitarbeiter*innen als wichtig zu erachten, weil man die eigene Gesundheit und Balance als wichtig erachtet, ist aus meiner Sicht eine sehr legitime Herangehensweise. Das entgegengesetzte Ende sieht so aus, dass ich als Führungskraft auch mal eine Auszeit bräuchte, sie mir aber nicht zugestehe, weil wenn ich die Arbeit nicht mache, wer dann?!

Kurzum, unter dem klassischen Verständnis von Arbeit sind die o.a. Bedenken natürlich nicht von der Hand zu weisen, aber dieses Denken wird in Zukunft immer weniger funktionieren. Wir alle wissen das und den Satz, die Jugend von heute ist faul und will nicht arbeiten, lasse ich so pauschal auch nicht gelten. Was der Jugend von heute wirklich fehlt, ist eine begründete Motivation, ist echtes Interesse und ja, auch die wohlstandsbedingte Nicht-Notwendigkeit. Was sind die Gründe? Unseren Wohlsatnd hatte ich schon genannt. Die Technik und sozialen Medien? Weil alle nur noch Influencer werden wollen? Oder vielleicht, weil wir immer noch, wie zu Zeiten eines Henry Ford, gern Arbeiter*innen möchten, die nicht denken, sondern funktionieren? Weil wir es nicht schaffen, Begeisterung und echtes Interesse zu fördern? Weil wir ein Hinterfragen oder in Frage stellen nicht aushalten? Und das alles schon von klein an. Das macht man so. Das tut man nicht. Wenn du jetzt nicht funktionierst, aber dann.

Es ist übrigens keine Frage von Intelligenz, sondern von (fehlender) geistiger Flexibilität. Gesund ist anders. Gesunde, gesund geführte, die Sinnhaftigkeit der Arbeit sehende und sich im besten Fall mit dem Unternehmen identifizierende Mitarbeiter*innen haben zunächst einmal keinen Grund, eben jenes Unternehmen zu verlassen. Und wenn doch? Manchmal darf man jemanden auch gehen lassen, damit er oder sie sich weiterentwickelt. Oder schauen kann, ob das Gras auf der anderen Seite wirklich grüner ist. Und vielleicht kommt er oder sie ja irgendwann auch zurück, mit neuen Ideen und neuer Energie, die ich dann für das eigene Unternehmen nutzen kann. Das ist doch möglich, oder?

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