Unter Tieren

Ein Praktikum im Zoo. Das wollte ich schon immer mal machen. Also habe ich ganz lieb angefragt. Eine kurze Anmerkung für alle Romantiker. Die Arbeit beschränkt sich hauptsächlich auf das Saubermachen des Reviers und die Zuarbeit für die Fütterungen. Der direkte Umgang mit den Tieren ist aus verständlichen Gründen sehr eingeschränkt. Man möchte seine Zähne ja auch nicht von einem Hufschmied gezogen bekommen, obwohl dieser durchaus im Besitz des geeigneten Werkzeugs dafür ist.

Und um ganz ehrlich zu sein, auch die Arbeit des ausgebildeten Tierpflegers hat sehr viel mit der Entsorgung von tierischen Ausscheidungen zu tun. Trotzdem tun es viele dieser Menschen durchaus gern. Das hat schlicht und ergreifend damit zu tun, dass sie mögen, was sie tun, dass sie die Tiere mögen, für die sie es tun. Und dass ihnen die Tiere auch etwas zurückgeben. Zuneigung, Vertrauen, positive Energie, Spaß, Aufregung, Trauer, manchmal auch Schmerz, alles, was zum Leben und zum Arbeiten dazugehört. 

Vielleicht haben es Tierpfleger in diesem Zusammenhang ein wenig leichter als z.B. Maschinisten, ITler, Verkäufer oder Lehrer. Aber man hat sich in den meisten Fällen seine Berufung ja selbst ausgesucht. Es gilt, sich wieder bewusst zu machen, aus welchen Gründen dies geschah. Woher kamen das Interesse und die Begeisterung, der Spaß am Wissen und die Zufriedenheit am Können? Woraus zog man bei der Arbeit Energie? Es ist wichtig, zu wissen, was man an der eigenen, heutigen Einstellung verändern möchte und kann, um da wieder hinzukommen.

Ein weiterer Aspekt betrifft die Achtsamkeit. Bei einem Tierpfleger ist die Sache ziemlich klar, bei Unachtsamkeit leidet entweder das Tier oder der Mensch. Elefanten sind nun einmal groß, schwer und deutlich weniger entspannt, als es den Eindruck hat.

Dann ist da noch der Punkt der Verantwortung, im Falle des Tierpflegers vorrangig die für das Wohlbefinden des jeweiligen Tieres. Menschen übernehmen Verantwortung, wenn man sie nicht nur lässt, sondern diese, z.B. als Führungskraft, aktiv einfordert und die Mitarbeitenden dann auch unterstützt, ihnen sozusagen Rückendeckung gibt. 

Na klar holen uns (gewisse) Tiere auch mal so richtig runter, weshalb sie regelmäßig zu Therapiezwecken eingesetzt werden. Das ist ein durchaus positiver Nebeneffekt, aber nicht die Quintessenz meiner bisherigen Ausführungen.

Das Extrakt ist folgendes: Sinnhaftigkeit, Interesse, Begeisterung, Vertrauen, Achtsamkeit und Verantwortung. Dann macht auch Stall putzen Spaß. 

Na gut, eine wertschätzende und transparente Kommunikation ist natürlich die alles umfassende Klammer, aber die o.a. Punkte sind schon die Butter auf dem Brot oder das frische Blattwerk für einen Elefanten.        

In diesem Sinne viel Spaß bei Ihrem nächsten Zoobesuch.

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