Wo ist die Begeisterung?

Ein guter Freund von mir sagte einmal, „Dirk, es hat alles nur mit Interesse zu tun.“ Und auf Steve Jobs ist die Aussage zurückzuführen, dass „der einzige Weg, großartige Arbeit zu leisten“, der ist, „zu lieben, was man tut“. 

Da frage ich mich natürlich, warum das bei den meisten Menschen so offensichtlich nicht der Fall ist. Andererseits wäre ich wahrscheinlich arbeitslos, wenn dem so wäre. Es gibt natürlich monetäre Notwendigkeiten. Es gibt Gewohnheiten. Es gibt ein ausgeprägtes Sicherheitsempfinden. Es gibt gesellschaftliche oder familiäre Zwänge. Es gibt sehr viele Gründe und nicht jede/r hat schlussendlich die Freiheit, sich das auszusuchen. Das ist allerdings ein anderes Thema, auf dass ich hier nicht weiter eingehen möchte.

Der Punkt aus meiner Sicht ist der, dass wir es „verlernt“ haben bzw. wir weder animiert, noch uns der Freiraum eingeräumt wird, um Begeisterung zu entwickeln. Das beginnt schon in der Schule. Was es zu wissen gilt, bestimmt der Lehrplan, nicht das Leben, und schon gar nicht die Schüler. Die Bewertung erfolgt über Noten, vollkommen ungeachtet der Interessen oder Fähigkeiten und Talente eines jeden Menschen. Das sorgt nicht für Begeisterung, sondern für Frust. Was wäre eigentlich so schlimm daran, wenn Lehrer mehr Entertainer statt Wissensvermittler sind, wenn sie daran gemessen würden, wie sie Kinder begeistern, Interesse bei ihnen wecken, mit Zahlen, Wörtern und Naturgesetzen zu spielen, den Sinn des Ganzen für das Leben zu entdecken? Und ist das nicht letzten Endes zielführender? Denn wenn ich etwas mag, es mich interessiert, dann mache ich es gut. Dann muss mich auch niemand kontrollieren, nur ein bisschen begleiten.

Die überall sichtbare Gleichmacherei schafft die Begeisterung ab. Wir sprechen von individueller Förderung und Inklusion, orientieren uns dabei jedoch meist auf die Defizite. Das führt nicht selten dazu, dass wer mag und auch kann, bald nicht mehr will. Das ist für eine Gesellschaft im Allgemeinen und für die Arbeitswelt im Speziellen nicht zuträglich.

Wir brauchen eine Form der Kommunikation, Rahmenbedingungen und Freiheiten, die Begeisterung nicht nur zulassen, sondern aktiv befördern. Das schafft Identifikation, Leistungsbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein, also im Prinzip alles das, was sich ein Arbeitgeber wünscht.

Man muss nicht alles lieben, was man tut. Man darf auch mal unmotiviert und faul sein. Aber permanente Unzufriedenheit, jede Menge Einschränkungen, fehlende Phantasie, wenig Partizipationsmöglichkeiten sind für die Begeisterung wenig bis gar nicht hilfreich.

Mein Vorschlag: Begeisterung nicht nur beim Sport, sondern auch im Unterricht, bei der Arbeit, bei Umschulungen, Integrationsmaßnahmen, Sprachkursen, Spülmaschine ausräumen und … I think you`ve got the point.

Weitere Beiträge