Getting tired

„If you get tired, learn to rest not to quit.”  Banksy

 

Müde Glieder. Müder Geist. Müde Gesichter überall. Erst war es Rücken, jetzt die Müdigkeit, die neue Volkskrankheit. Mein Onkel hat früher immer gesagt, du arbeitest ja mit dem Kopf und nicht mit deinen Händen, da kann man nicht müde und kaputt sein. Kann man sehr wohl, liebes Onkelchen. Und zwar so richtig. Die Müdigkeit nach getaner körperlicher Arbeit ist für kopfgesteuerte Menschen eher eine angenehme. Die andere Form der Müdigkeit ist es nicht.

Die Gründe für diese Müdigkeit sind so vielfältig wie die Dialektoptionen der deutschen Sprache. Für mich ist es vor allem das Ungleichgewicht im Energiehaushalt. Wir investieren mehr Energie in all das, was wir tun, als dass wir Wege finden, uns diese Energie wieder zurück zu holen. Das geht eine Weile gut, oft auch über Jahre, aber irgendwann kommt der Punkt, da ist das Energiedefizit so groß, dass es nicht mehr ignoriert werden will. Wenn wir es dennoch tun, sagt uns unser Körper sehr deutlich, dass wir so auf keinen Fall weitermachen sollten. Ein Warnschuss sozusagen. Spätestens hier ist es an der Zeit, aufzuhören, sich selbst etwas vorzumachen.

Stellen Sie doch mal eine Liste auf, mit Dingen, die Ihnen Ihrer Ansicht nach die meiste Energie saugen und eine mit denen, die Ihnen Energie geben. Sich dessen bewusst zu sein, ist schon mal ein Anfang. Es ist vielleicht schon die Basis, kleine Veränderungen vorzunehmen und wieder besser zu schlafen.

Ausruhen kann man den Kopf auch, indem man etwas tut, das nicht unbedingt so ausuferndes Denken erfordert. Sport, Meditieren, Kochen, Gartenarbeit, mit dem Kind in den Zoo gehen. Oder aber einfach mal nichts tun. Muße haben. Früher war dies den Menschen mit einem gewissen Vermögen vorbehalten, heutzutage sollte das auch mal so gehen. Und bitte dabei das schlechte Gewissen beiseiteschieben, dass einem sogleich Faulheit suggeriert.

Es geht schlussendlich darum, Wege zu finden, seinen Energiehaushalt wieder näher ans Gleichgewicht zu bringen. Und sich dafür Zeit zu geben, unmittelbar, aber auch auf lange Sicht. Denn was über Jahre in Schieflage geraten ist, lässt sich nicht in 3 Tagen wieder ausgleichen.

Wir müssen uns nicht von unseren Ideen, Zielen und Vorstellungen verabschieden, wir dürfen sie aber überdenken. Vor allem dürfen wir bei uns bleiben, uns nicht treiben lassen im Sinne von „du musst“, sondern treiben lassen, im Fluss sein, im Sinne von „ich möchte“.

Lernen wir, uns auszuruhen.  

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